Mitten durch die Gemeinde Surberg – am früheren Verlauf der Grenze zwischen Bayern und Salzburg – verläuft die Grenze zwischen dem Chiemgau und dem Rupertiwinkel. An dieser Grenze am Ortsausgang von Lauter wird pünktlich zum Jubiläum „200 Jahre Rupertiwinkel bei Bayern“ dieses Jahr eine historische Grenztafel aufgestellt. Somit wird westlich der chiemgauer und östlich davon der rupertiwinkler Gemeindeteil Surberg ersichtlich sein.
Trotz der über Jahrhunderte andauernden Trennung durch die Landesgrenze und anschließend 160 Jahre Gemeinde- und Landkreisgrenze ist die Geschichte von Surberg und Kapell nicht zu trennen.
Die Gemeinde Kapell wurde 1818 nach der Schaffung des Landgerichts Laufen aus den Vierteln Kapell, Surberg und Lauter des Pfleggerichts Teisendorf und einigen Orten des Pfleggerichts Waging gebildet. Noch im heutigen Sprachgebrauch hat sich das „Kapeller Viertel“ erhalten.
Bereits 1803 bei der Neuorganisation des Landgerichts Traunstein entstanden die Steuerdistrikte bzw. dann die Gemeinden Surberg und Thunstetten, welche dann 1820/30 zusammengefasst wurden. Nach der freiwilligen Eingemeindung nach Surberg am 1. Januar 1970 wurde Kapell – das 1968 beschloss, sich in Lauter umzubenennen – 1972 vom Landkreis Laufen in den Landkreis Traunstein übernommen.
Anfang der 1970-er Jahre war eine Eingemeindung in die Stadt Traunstein vorgesehen. Dank der Ausdauer und Beharrlichkeit der Gemeindeväter war der Fortbestand der Selbstständigkeit erreicht worden; sicher aber auch aufgrund des vorherigen freiwilligen Zusammenschlusses der Gemeinden Lauter und Surberg und der daraus entstandenen großen Flächengemeinde.
Die Gemeinde Surberg erhielt 1822 im neu erbauten Schulhaus in Surberg eine Gemeindekanzlei. Erstaunlicherweise wurden die Dienstgeschäfte der Gemeinde Kapell in dieser Zeit im gleichen Dienstzimmer und vom gleichen Gemeindeschreiber erledigt. Im gleichen Raum fanden auch die ständigen Sitzungen der Gemeinderäte beider Gemeinden statt. Erst ab dem Jahre 1940 bekam die Gemeinde Kapell im Zuhaus des damaligen Bürgermeisters, dem Schmidbauern in Lauter, eine eigene Kanzlei, die dann 1958 ins neu gebaute Gemeindehaus mit Kanzlei, Feuerwehrhaus und einer Wohnung verlegt wurde.
Die Gemeinde Kapell hatte kein eigenes Wappen. Die Gemeinde Surberg bekam erst im Jahre 1967 ein eigenes Wappen. Im Gebiet der Gemeinde Surberg waren zwei Edelsitze, in Surberg und Hallabruck. Als Wappen der dortigen Adelsfamilien sind überliefert der rote Löwe der Surberger und die Wellenleisten der Hallabrucker.
Im heutigen Gemeindewappen vereinen sich die Wappenbilder beider Geschlechter.
Surberg gehörte zur Pfarrei Otting, Kapell zur Pfarrei Waging. Ab 1491 setzte der Pfarrer von Otting einen ständigen Kaplan in Surberg ein. 1614 wurde Surberg Vikariat, am 11. Dezember 1811 zur Pfarrei erhoben. Schon einige Jahre später, am 5. September 1816, wurde Kapell von der Pfarrei Waging in die Pfarrei Surberg umgepfarrt. Wegen der weiten Entfernung zur Pfarrkirche in Waging war es aber auch vorher schon üblich zu Taufen, Trauungen und zum sonntäglichen Kirchgang zu der näheren Surberger Kirche zu gehen.
Infolge der Säkularisation wurde Surberg aus dem Bereich des Erzbistums Salzburg ausgegliedert und am 8. Dezember 1822 der Diözese München-Freising zugeordnet.
1922 wurden dann die Ortschaft Knappenfeld und Vorderstraß nach Surberg, 1962 Surbergbichl nach Neukirchen umgepfarrt.
Der Mittelpunkt der Pfarrei ist die Pfarrkirche, die wohl aus der Kapelle der ansonsten verschwundenen Burg am Surberg entstanden ist und 1193 erstmals erwähnt wurde. Es ist nicht ganz auszuschließen, dass sich die Grafen von Surberg eine „Eigenkirche“ mit dem Patronat der Ritter, dem Hl. Georg, erbauten.
In der Pfarrei Surberg engagieren sich viele Christen in verschiedenen Gremien bzw. Gruppen . So können zusätzlich zu den Gottesdiensten verschiedene Angebote wie Seniorennachmittage, Erstkommunion- und Firmvorbereitungsgruppen, Kinderkirche, Bibelkreis, Exerzitien im Alltag, Pfarrfest, Adventsingen, Ausflüge usw. angeboten werden.
In der Pfarrei sind auch mehrere Kapellen und Flurdenkmäler zu finden. Gerade auch in den letzten Jahren sind von Familien in verschiedenen Ortsteilen einige neue Kapellen gebaut worden. Die meist von den Vereinen organisierten Maiandachten, Marienandachten und Lichterprozessionen bei den Kapellen werden gerne besucht oder man trifft sich einfach zum gemeinsamen Rosenkranzbeten.
Nicht zur Pfarrei Surberg jedoch im Gemeindegebiet befindet sich die Ettendorfer Kirche St. Vitus und St. Anna, die 1120 erstmals erwähnt wurde und eine Filialkirche der Pfarrei St. Oswald ist. Zum Ettendorfer Kircherl führt alljährlich der Georgiritt von Traunstein herauf.
Die Ursprünge liegen bereits im 17. Jahrhundert, als der Mesner noch unterrichtete. Das erste Schulhaus mit Lehrerwohnung wurde dann 1822 erbaut und die erste Lehrerstelle besetzt. Der Lehrer übernahm auch den Mesner- und oftmals Organistendienst.
Die Kapeller Kinder besuchten immer die Pfarrschule Surberg. Mitte des 19. Jahrhunderts dachte man von Seiten des Landgerichts Laufen an die Errichtung einer Schule in der Gemeinde Kapell um den Schulweg von bis zu fünf Viertelstunden für die Kinder zu verkürzen. Im Winter waren für die Kinder bei Schneegestöber und tiefem Schnee die Wege ohne Lebensgefahr oftmals nicht gangbar. Die Schulsprengeländerung wurde dann doch verworfen und 1877 das Schulhaus um einen Schulsaal erweitert. Wegen Platzmangel wurde das Schulhaus 1910 nochmals um zwei Lehrsäle erweitert.
Nach längeren Überlegungen über einen erneuten An- bzw. Ausbau des alten Schulhauses oder gar eine Schulsprengeländerung und somit einer eigenen Schule in Kapell, entschieden sich die Gemeinderäte 1962 dann doch für einen Neubau mit sechs Schulsälen, Werkraum, Küche, Turnraum sowie Nebenräumen in Surtal. In den nächsten Jahren folgten dann noch der Bau des Sportplatzes, Sportheimes und schließlich der Schulturnhalle, der „Surtalhalle“.
Durch Renovierungen in den letzten Jahren und einem Anbau im Jahr 2005 mit einer Pausenhalle, zwei Klassenzimmern, Räumlichkeiten für die Mittagsbetreuung sowie Nebenräumen ist die Volksschule Surberg, heute nur noch Grundschule, optimal ausgestattet.
Heute ist nach umfangreichen Renovierungs- und Umbauarbeiten im alten Schulhaus in Surberg das Rathaus mit Sitzungssaal untergebracht. Auch einige Vereine haben hier ein „Zuhause“ gefunden.
In Lauter wurde 1991 der Kindergarten mit zwei Gruppen eröffnet und inzwischen zur Kindertagesstätte „Moosflitzer“ ausgebaut. So ist eine optimale Betreuung der Kinder vor der Einschulung möglich.
Auch vor dem Zusammenschluss der Gemeinden Surberg und Kapell gab es überwiegend nur gemeinsame Vereine. Sowohl bei der Gründung wie auch in den Vorstandschaften waren Surberger und Kapeller Bürger zusammen aktiv. Ausnahme: Freiwillige Feuerwehren gab es in jeder Gemeinde. Als sich 1970 die Gemeinden zusammenschlossen, bildeten nun auch die bisher schon unter einer Fahne vereinigten beiden Vereine eine einzige Feuerwehr.
In der Gemeinde werden im Jahreslauf noch viele alte Bräuche gepflegt:
Zum abwechslungsreichen Gemeindeleben tragen in großem Maße die rund 30 Ortsvereine und Verbände bei.
So werden im Jahreslauf verschiedene Gemeinde- und Vereinsmeisterschaften ausgetragen, zahlreiche Ausflüge, Exkursionen und Vorträge angeboten sowie kulturelle Veranstaltungen und (Garten-)Feste organisiert.
Das Eisstockschießen hat bereits Tradition. In den kalten Wintermonaten treffen sich täglich zahlreiche Eisstockschützen zu einer Partie und zu Beginn eines jeden Jahres wird zum großen und beliebten Gemeindeeisstockschießen eingeladen. Im Fasching wird bei Faschingskranzl oder –bällen gefeiert, auch beteiligen sich immer verschiedene Gruppen an den Faschingsumzügen der umliegenden Orte. Im Mai wird mit Unterstützung der Baumdiebe, unter den gestrengen Blicken der zahlreichen Besucher sowie den Klängen der Blaskapelle alle vier Jahre von den Burschen ein Maibaum am Dorfplatz aufgestellt. Ein weiterer Höhepunkt und weithin bekannt ist zu Christi Himmelfahrt das mehrtägige Maifest in Lauter mit großem Bierzelt. Im Sommer trifft man sich alljährlich beim beliebten Dorffest am Surberger Dorfplatz. Seit einigen Jahren erstellen die Vereine für die Schulkinder ein buntes Ferienprogramm mit den unterschiedlichsten Angeboten. Auch der kleine aber feine „Lauterer Advent“ findet im Wirtsgarten in Lauter einen idealen Platz und erweist sich als Besuchermagnet.
Ein sympathisches Fleckchen Erde mit Charme, zu Füßen der Chiemgauer-Berchtesgadener Alpenkette, das geprägt ist, dank der zahlreichen Landwirte, von einer herrlichen Kulturlandschaft abgerundet mit deren prächtigen Bauernhöfen.
Entdecken lässt sich die Schönheit rund um Lauter und Surberg bei einer Radltour oder Wanderung. Überregionale Rad- und Wanderwege, die sich immer größerer Beliebtheit erfreuen, führen durch unser Gemeindegebiet, z. B. der Via-Julia-Radweg, der Jakobsweg, der Benediktweg (zum ehemaligen Wohnhaus der Familie Ratzinger) bzw. „Radeln von Baum zu Baum“ (zur Tandlmaierlinde) und neuerdings der St.-Rupert-Pilgerweg, der von Altötting nach Salzburg führt. MH, MZ, 2010
Quellennachweis: Heimatbuch der Gemeinde und Pfarrei Surberg